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Spaemann, Robert

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Lebenslauf

Geboren: 5. Mai 1927 in Berlin

Robert Spaemann wuchs in einem katholisch und sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Er studierte Philosophie, Geschichte, Theologie und Romanistik an den Universitäten Münster, München, Fribourg (Schweiz) und Paris. 1952 promovierte und 1962 habilitierte er in Münster in Philosophie und Pädagogik. In den 1950er-Jahren trat Spaemann als Kritiker der atomaren Aufrüstungspläne der Bundesregierung auf. Spaemann lehrte Philosophie an den Universitäten Stuttgart (bis 1968), Heidelberg (bis 1972) und München. 1992 wurde er emeritiert.
Papst Benedikt XVI. schätzt Robert Spaemann als Berater, so diskutierte er mit ihm im September 2006 über das Verhältnis von Naturwissenschaft, Philosophie und Glauben.


Bedeutung

Robert Spaemann ist der Öffentlichkeit vor allem durch seine Beiträge in überregionalen Zeitungen zu ethischen, politischen und religiösen Fragen, besonders zu Themen der Ökologie und Bioethik, bekannt.


Lehre und Gedanken

Robert Spaemanns Philosophie ist tief im christlichen Glauben verwurzelt. Die Vernünftigkeit des Glaubens des Menschen an Gott ist der Mittel- und Ausgangspunkt seines Denkens. Entgegen den meisten der zeitgenössischen philosophischen Ansätze verteidigt Spaemann die Existenz Gottes und die Wahrheitsfähigkeit der menschlichen Vernunft vehement. Für ihn –wie auch schon für Wittgenstein – ist es ein „Aberglaube der Moderne“ darauf zu vertrauen, dass uns die Naturgesetze die Welt erklären; sie seien vielmehr das Erklärungsbedürftigste in der Welt. Dabei räumt Spaemann aber ein, dass die Frage nach Gott durchaus der Erörterung durch die Vernunft bedürfe und ein Gegenstand der Philosophie und nicht nur der Theologie sein müsse.
Aus diesem Grund weist er auch die Ansicht entschieden zurück, dass Religion eine rein private Angelegenheit sei. Universalistische Religionen wie das Christentum oder der Islam sind vielmehr zu Mission und Öffentlichkeit verpflichtet und auch dazu, ihre Standpunkte in den gesamtgesellschaftlichen Diskurs einzubringen.

In seinen Beiträgen zur Moral- und Rechtsphilosophie betont Spaemann – entgegen dem zeitgenössischen Konsens, der einen wie auch immer gearteten Naturbegriff als Grundlage ethischer und rechtlicher Normen ausschließt – die „Aktualität des Naturrechts“. In der Denk-Tradition der Katholischen Kirche stehend hält Spaemann daran fest, die Moral oder auch das System des positiven Rechts durch Rückgriff auf eine höchstrangige Rechtsquelle – Gott – zu legitimieren.

Seit den 1950er-Jahren äußert sich Robert Spaemann in öffentlichen Grundsatz- und Wertedebatten, so z. B. zu atomarer Bewaffnung, Kosovokrieg, Abtreibungs- und Euthanasiegesetzgebung, Sterbehilfe und zur geistigen Situation der Kirchen.
So tritt Spaemann in der Öffentlichkeit als vehementer Gegner der Liberalisierung der Sterbehilfe auf. Er tritt für den Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zum natürlichen Tod ein, was für ihn jegliche aktive oder passive Sterbehilfe ausschließt. Dieser Haltung liegt der Gedanke zugrunde, dass, wenn es überhaupt so etwas wie Menschenrechte (und Menschenwürde) geben soll, es sie nur geben kann unter der Voraussetzung, dass niemand befugt ist, darüber zu urteilen, wer Träger solcher Rechte ist. Die Menschenwürde kommt der Person nach Spaemann also von Geburt an zu. Auch vor der Geburt, schon mit seiner Zeugung, kämen dem Menschen Personenrechte zu, was Spaemann dazu veranlasst, jede Art von Abtreibung abzulehnen.


Hauptwerke von Robert Spaemann

„Glück und Wohlwollen. Versuch über Ethik“ (1989)
Robert Spaemann: Glück und Wohlwollen. Versuch über Ethik. Stuttgart: Klett-Cotta, 5. Aufl. 2009.

„Personen. Versuche über den Unterschied zwischen ‘etwas’ und ‘jemand’“ (1996)
Robert Spaemann: Personen. Versuche über den Unterschied zwischen ‘etwas’ und ‘jemand’. Stuttgart: Klett-Cotta, 3. Aufl. 2006.

„Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und der Aberglaube der Moderne“ (2005)
Robert Spaemann: Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und der Aberglaube der Moderne. Stuttgart: Klett-Cotta, 4. Aufl. 2007.


Über Robert Spaemann

Reinhard Löw (Hrsg.): Oikeiosis. Festschrift für Robert Spaemann. Weinheim: Acta humaniora, VCH 1987.

Hanns-Gregor Nissing (Hrsg.): Grundvollzüge der Person. Dimensionen des Menschseins bei Robert Spaemann. München 2008. ((Online-Ressource: http://www.denken-im-glauben.de/Downloads/9783936909098.pdf))


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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